Turnen

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Turnen umfasst ein breites Spektrum von körperlichen Aktivitäten und Spielen in der Gruppe.
Die Turnbewegung wurde 1807 in Deutschland vom „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) geprägt. Mit seinem Ertüchtigungsprogramm, bestehend aus Übungen der Gymnastik, am Barren und am Reck, wollte er die jungen Männer körperlich auf die Kriege gegen Napoleon Bonaparte vorbereiten. Deshalb eröffnete er 1811 in Berlin den ersten Turnplatz. Doch längst nicht alle Turner folgten den politischen Zielen des Ertüchtigungsprogramms. Als viele von ihnen in den 1830er-Jahren wegen ihrer demokratischen Gesinnung aus den deutschen Staaten vertrieben wurden, brachten sie die Idee vom Turnen mit in die Schweiz. Aufgrund dessen wurde bereits 1832 der Eidgenössische Turnverein gegründet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Turnen in den Schulen zu einem obligatorischen Schulfach.
Wichtig ist die Unterscheidung von Turnen und Sport. Der aus England stammende Begriff Sport wurde im 18. und 19. Jahrhundert für eine spezifische Form der Leibesübungen verwendet. Der Sport in seiner Urform zeichnete sich durch das Leistungs-, Konkurrenz- und Rekordprinzip aus. Dadurch grenzte er sich deutlich vom damals existierenden nationalen Turnen, bestehend aus gymnastischen Übungen und ohne Reglementierung sowie Leistungsmessung, ab. Mit der Zeit hielt jedoch der Zeitgeist des Sports (Reglementierung, Spezialisierung, Methodifizierung, Rationalisierung) auch im Turnwesen Einzug. Dies führte zu einer Veränderung des Begriffs Turnen. Galt er im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch für alle im Turnverein praktizierten Übungen, wird er heute nur noch für das Boden- und Geräteturnen verwendet. Ausschliesslich als Schulfach hat sich der Begriff halten können. Die Inhalte des Turnens sind jedoch der heutigen Zeit angepasst worden und so sind auch neue Sportarten, wie zum Beispiel Inline-Skaten, Trampolinspringen oder neue Ballsportarten darin enthalten.
In einer vielseitigen und abwechslungsreichen Lektion im Turnen, die Gymnastik, Tanz sowie verschiedene Spiele enthalten kann, werden in lockerer Atmosphäre die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten gefördert und geschult. So beinhaltet eine Lektion Übungen zum Gleichgewicht, zur Reaktion oder zum Rhythmusgefühl. Gleichzeitig trainiert man Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit. Zudem werden auf spielerische Weise Beweglichkeit und Konzentration sowie taktisch-kognitive Kompetenzen gefördert.
Turnen kann viele verschiedene Arten von Bewegung enthalten. Oft wird Gymnastik, speziell auch Rückengymnastik unterrichtet. Die gymnastischen Übungen können zusätzlich mit dem Overball (kleiner weicher Ball) oder mit dem Thera-Band unterstützt werden. Einen festen Bestandteil im Turnen hat auch das Tanzen. Das Spektrum reicht dabei von einfachen Kreistänzen (Folkloretänze) bis hin zu kleinen Choreografien in verschiedenen Tanzrichtungen. Auch Gruppenspiele oder Spielsportarten sind bei den Teilnehmern beliebt. Dies können Ballspiele (Netzball, Volleyball, Basketball, etc.), Fangspiele oder Rückschlagspiele (Badminton, Tennis, etc.) sein. Um Kräftigungs- und Ausdauerübungen abwechslungsreich zu gestalten, werden diese beispielsweise in einem Zirkeltraining oder Orientierungslauf eingebaut.